Mühlstein der Maneval’schen Mühle

Die Mühlen zu Ober-Roden

Bis um 1680 war Ober-Roden geprägt von 2 Landesherren - den Hanauern und den Kurmainzern:

Um 1445 fällt die erste Erwähnung der sog. „Hanauer Mühle“.

Obgleich man sich auf die hälftige Teilung der bis dahin einzigen Mühle auf „Hanauer Gebiet“ für Gesamt-Ober-Roden geeinigt hatte, lassen die Kurmainzer um 1570 eine eigene Mühle auf der "Mainzer Gebiet" zusätzlich in Betrieb gehen.

Später auch als „Maneval’sche Mühle“ bekannt, lag die „Mainzer Mühle“ in der heutigen Heitkämper Straße/ ehemals Mühlgasse. Für den Betrieb zweigten die Mainzer noch außerhalb des Ortes von der Rodau einen Graben ab. Mittels einer Schleuse konnten sie Wasser stauen und so den Zufluss regulieren. Damit hatten sie einen deutlichen Vorteil.

Für die „Hanauer Mühle“ hingegen bekam das Sprichwort: „Jemandem das Wasser abgraben“ eine ganz besondere Bedeutung. Dennoch blieb sie offensichtlich bis in den 30jährigen Krieg in Betrieb. Dann schweigen die Überlieferungen.

Hanau tritt im Jahr 1684 seine Besitzungen in Ober-Roden an Kurmainz ab und es gibt nur noch einen Landesherren und eine Mühle.

Im Gegensatz zu den beiden Mühlen in Urberach sind die Informationen zur „Maneval’schen Mühle“ auch im Weiteren eher spärlich. Hinzu kommt, dass sie ihren Betrieb bereits vor dem Zweiten Weltkrieg einstellte. Folgende Informationen hingegen sind belegt.

 

  • 1828-1853:   Eigentümer der Mühle ist der jüdische Händler Nehm Oestreich aus Babenhausen. Angestellte Müller mahlen das Getreide.
  • 1853:   Verkauf der Mühle an Eberhard Christoph Maneval (1821-1902)
  • 1893:   Die Übergabe steht an. Bis zu seinem Tod überwirft sich Eberhard Christoph jedoch mit seinen Söhnen Eberhard Jakob (1860-1926), Jakob Ernst sowie seinem Schwiegersohn Philipp Beckmann. Die Nachfolge bleibt zunächst offen.
  • 1902:   Der Zwangsverkauf droht. Sohn Eberhard Jakob muss auf die Mühle zurückkehren. Er betrieb in der Zwischenzeit eine Bäckerei in der Obergasse. Die finanzielle Lage ist sehr schlecht. Es erfolgen keine Modernisierungen.
  • 1926:   Nach dem Tod von Eberhard Jakob übernimmt sein Sohn Paul Ludwig (1895-1974) als letzter Müllermeister den Betrieb. Er war später NSDAP-Mitglied und wurde um 1935 Reichpostbeamter.
  • 1937:   Der Betrieb der Mühle wird nun auch offiziell eingestellt.

Im Jahr 2022 wurde auf dem Gelände des Betriebshofes der jahrelang unbeachtete, eingelagerte Mühlstein der Maneval´schen Mühle wiederentdeckt.

Er wurde als Läuferstein der Maneval´schen Mühle, die im historischen Ortskern und damit im Stadtumbaugebiet stand, erkannt und aus diesem Grund im Rahmen des Städtebauförderprogramms "Wachstum und Nachhaltige Erneuerung" in die Maßnahme „Innerer Ring“ eingebunden. Er fand unweit seines ursprünglichen Einsatzortes - der heutigen Heitkämperstraße 12- seinen endgültigen Standort in einem Pflanzbeet an der Ecke Heitkämper/Pfarrgasse.

Läuferstein bedeutet: Zu einer Getreidemühle gehören zwei Mahlsteine. Während der Untere ruhig liegt, dreht sich der Obere - der Läuferstein. Durch ein Loch in der Mitte des Läufersteins wurde das Getreide eingefüllt.

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An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an die Lokale Partnerschaft "Ortskern Ober-Roden", die als beratendes Gremium im Förderprogramm „Wachstum und Nachhaltige Erneuerung“ den Stadtumbau unterstützt und maßgeblich an der Standortwahl und der Gestaltung des Schildes beteiligt war. Ein weiteres Dankeschön an den Heimat- und Geschichtsverein, der mit historischen Hintergründen und Informationen zur Mühle dem Vorhaben zur Seite stand.

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